In ihrem Buch “Lasst mir Zeit” beschreibt Emmi Pikler in Detail die natürliche Bewegungsentwicklung von Kindern. Sie zieht ihre Schlüsse aus den intensiven, genau dokumentierten Beobachtungen von 722 Kindern die sie und ihre Mitarbeiter zwischen 1946 und 1963 im Säuglingsheim durchgeführt haben. Ausnahmslos alle Kinder haben das Krabbeln erlernt bevor sie zu gehen begannen.
Aber warum sehen wir dann immer wieder Kinder in unserem Umfeld, die das Krabbeln “auslassen” und sich z. B. auf dem Po rutschend fortbewegen oder sich lieber zum Stehen aufziehen?
Um das Krabbeln zu erlernen, müssen Kinder viel Gelegenheit haben, sich am Boden frei bewegen zu können. Der feste, flache Untergrund erleichtert den Babys sich erst auf ihre Seite und später auf den Bauch und wieder zurückzudrehen. In der Bauchlage erarbeiten sich die Kinder den Weg hinauf in den Hand- und Kniestand. Aus dem anfänglichen Abstoßen nach Hinten, wird langsam eine Vorwärtsbewegung, erst robbend auf Bauch und Unterarmen, und später auf Händen und Knien, das Krabbeln. Kinder die viel Zeit am Boden verbringen, haben ausreichend Gelegenheit diese Bewegungen zu üben und sich selbständig immer wieder in neue bzw. alte, bekannte Postionen zu bringen. Sie erlangen große Geschicklichkeit darin.
Babyschalen, Wippen und Bumbo Babysitze erschweren Babys, ihre Körper so zu bewegen wie es für sie natürlich wäre. Ein seitwärts oder auf den Bauch Drehen ist darin unmöglich. Wenn Kinder sehr früh aufgesetzt werden, sind sie in dieser Position nicht beweglich. Sie kennen den Weg zurück zum Liegen nicht, da sie sich den Weg zum Sitzen nicht erarbeitet haben und die Muskulatur dazu noch nicht entwickelt ist. Sie lernen zwar mit der Zeit sich aus eigener Kraft aufrecht zu halten, der Weg zum Krabbeln erweist sich aber als erheblich schwieriger. Oftmals entwickeln diese Kinder eine Vorliebe für die vertikale Haltung und sind im Liegen unzufrieden. Sie ziehen sich daher auch relativ früh hoch zum Stehen. Das Spielen wird anstrengender, da sie sich nicht im Liegen ausruhen können und die Abhängigkeit vom Erwachsenen nimmt zu.
Wir unterstützen die natürliche Bewegungsentwicklung und ein zufriedenes, selbständiges Spielen also, wenn wir unseren Babys von Beginn an ausreichend Zeit auf dem Rücken liegend ermöglichen.