Ist das nicht gefährlich?

Dieses Foto stammt aus dem Buch “Friedliche Babys - Zufriedene Mütter”. Ist diese Situation gefährlich, oder ist das Kind der Aufgabe gewachsen? Der zugehörige Text zeigt wie genau Emmi Pikler Kinder beobachtete. 

 

"Ein Jahr altes Mädchen

Es kriecht die Treppe herunter. Es benützt seine Glieder so, daß jedes einzelne an der Erhaltung des Gleichgewichts teilnimmt. Das linke Knie stützt es auf die Steintreppe, aber gleichzeitig faßt es auch mit den Zehen die Stufe. Das rechte Bein streckt es nach vorn seitlich aus und faßt die Stufe nahe ihrem Rande mit den Zehen, auch so hält es sich fest. Es stütz sich hauptsächlich auf die von der Stufe entfernte linke Hand. Es ängstigt sich nicht, wie es weiterkommen wird. Es verfügt über viele Möglichkeiten: es schiebt sich nach vorn und kommt entweder mit dem rechten oder mit dem linken Fuß weiter, oder es wird vielleicht, sich auf die Ellenbogen herunterlassend, seinen Weg fortsetzten.

Ich glaube, daß es niemandem einfällt, daß dieses Kind herunterfallen könnte, obwohl es mit dem Kopf voran abwärts kriecht. Sogar in dieser “Froschhaltung” strömt Sicherheit aus seiner Bewegung. Sein ganzer Körper ist geschmeidig, elastisch. Weder im Rücken noch in den Gliedmaßen ist Anstrengung oder Steifheit. Dieses Kind hat sich zwar schon aufgesetzt und aufgestellt, stand aber noch unsicher, und vom Gehen war noch keine Rede."

Emmi Pikler, aus “Friedliche Babys - Zufriedene Mütter”

 

Je besser wir unsere Kinder kennen, desto besser können wir ihr Können und somit mögliche Gefahren einschätzen. Im SpielRaum beobachte ich, wie vorsichtig Kinder im Allgemeinen sind, vor allem wenn sie gewohnt sind, selbständig tätig zu sein und sich nicht auf eine helfende Hand zu verlassen, die sie schon auffangen wird. Wenn wir sie nicht drängen, entwickeln sie ein gutes Gespür dafür, was sie sich zutrauen können und was zu riskant ist.